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1975 - Für Gott hatte ich mich nie interessiert.

Dass Gott die von mir so geliebten Vampire nicht mochte, war mir stets klar und ich ordnete diese Geschöpfe der Nacht (und mich) auch eher dem Teufel zu.

Meine Eltern waren Atheisten und Glauben war ihnen lächerlich; trotzdem lernte mir mein Vater in meiner frühen Kindheit ein paar Gebete. Das mit Gott fand ich nicht besonders toll und selbst in meiner größten Angst vor Geistern, vor dunklen Kellern oder nach Albträumen fand sich nie der Gedanke, eventuell Gott um Schutz zu bitten.

Der Religionsunterricht bestand daraus, Sprüche auswendig zu lernen, auf deren Text ich nie Acht gegeben hatte. Ich lernte sie auswendig, sagte sie vor, kassierte meine 1-er und danach hatten die Sprüche ausgedient und wurden vergessen.

Ansonsten kannte ich Jesus, Josef und Maria, die Engel (blondgelockte Schönheiten mit oder ohne Harfe), von einem Moses hatte ich schon mal was gehört und auch "Abraham" war mir ein Begriff, aus dessen Schoßkessel wir doch alle stammen (oder so ungefähr...). Die Geschichten des Religionsunterrichts hatten dieselbe Funktion wie die Sprüche: Nach Kassieren der Note waren sie überflüssig.

An Gott habe ich nie gedacht.
 
Und nun sollte ich den Präparandenunterricht besuchen.

Das tat ich ganz gerne, denn es gab keine Noten, die Eltern interessierten sich viel mehr für die Schule, man bekam keine Verweise und wenn man seine Strafarbeit nicht machte, konnte einem niemand etwas anhaben. Außerdem kursierte das Gerücht, dass man nicht durchfallen konnte. Weiters war ich gerade im Rotzgören-Alter, wo einer ständig beweisen muss, dass er auch wirklich der Frechste ist und dafür war der Präparandenunterricht wie geschaffen. Alle schönen Streiche, die ich bei meinen Lehrern doch noch nicht wagte, konnte ich am Pfarrer ausprobieren, denn der gute Mann hatte keinerlei Autorität.

Im Präparandenunterricht war mehr los als auf der schönsten Klassenparty.

Ich wurde 14 und der Tag der Konfirmation rückte langsam näher. Die meisten Präparanden hatten bereits ihre "Prüfung" (Sprüche-Hersagen im Großformat) bestanden, während ich zuhause immer noch behauptete, "wir hätten nie was auf" und mir noch nicht mal die Mühe gemacht hatte, mit Auswendiglernen anzufangen, was ich auch nicht vor hatte. Da begaben sich meine Eltern ohne mein Wissen auf einen kirchlichen Elternabend und kamen kreidebleich bzw. zorngerötet zurück. Unter dem Druck der elterlichen Autorität war ich wohl oder übel gezwungen, einen guten Eindruck zu hinterlassen und dem Pfarrer ein Ohr zu schenken.

Wir behandelten gerade die 10 Gebote.
Am Ende der Gebote gibt Gott noch ein bisschen Senf dazu... "er sagt also: Ich bin der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der über die, so mich hassen, die Sünde der Väter heimsucht an den Kindern bis ins 3. und 4. Glied; aber denen, so mich lieben und meine Gebote halten, tue ich wohl in 1.000 Glied."
Ohne mich zu melden, motzte ich dazwischen (weil mich Autorität schon immer ankotzte und Böses in mir heraufbeschwor...): "Was denn nun? Meine Oma ist streng katholisch, sagen wir mal 'gut'. Mein Vater ist ein altes Arschloch, sagen wir mal 'böse'. Um meiner Oma's Willen muss jetzt der Gott meinen Vater, mir, meinen Kindern usw. bis ins 1.000. Glied Gutes tun. Um meines Vaters Willen muss er aber mich und meine Kinder und Enkel heimsuchen. Was tut er denn jetzt, der Gott, hä..?"
Haha...

Der Pfarrer war sehr verärgert, da ich ja sowieso ein sehr "beliebtes" Schäfchen war, aber er versuchte, sich seinen Ärger nicht anmerken zu lassen und antwortete: "Das verstehst Du noch nicht. Dazu bist Du noch zu klein." Womit er aber nicht böser treffen hätte können, na warte, Pfaffe! In der nächsten Stunde wollte ich ihn drankriegen... hähä...

Von Uriah Heep bis ins Tiefste begeistert, fragte ich: "Ja, was ist denn dann einmal los, so im Himmel? Sind doch alle selig da heroben? Aber der Gott soll ruhig wissen, ohne Uriah Heep werde ICH nicht selig! Also läuft das nicht anders, als dass der Gott, wenn er mich im Himmel haben will, mich Uriah Heep hören lassen muss, jawoll! Ja... und mit Uriah Heep wird 'jeder' selig, nur nicht mein Vater... Wie soll das zugehen, wenn mein Vater, der Volksmusik-Fan, im Himmel mit Uriah Heep bedröhnt wird?"

Wieder antwortete der Pfarrer mit seiner Phrase, dass ich das zu verstehen noch zu klein wäre, oh Du Sau..!


 
Heute muss ich sagen, dass es wirklich der letzte Job sein muss, halbstarken Rotzgören und -lümmeln Religion zu lehren (dieser Pfarrer wird wohl eins der Glieder gewesen sein, die von Gott heimgesucht werden...).


Grenzenlos war meine Wut! Rachegedanken erfüllten mich und sie konnte mir nicht grässlich genug sein!

Da ich vom Glauben/Gott absolut nichts verstand, war mein "Welt"-Bild davon so:
Die Sache entspricht einer Hierarchiepyramide - die Spitze ist der Gott. Und alles, was darunter ist, also auch der Pfarrer, tut das, was der große Boss da droben will. Also ist es nur des Pfarrers direktes G'schmarri - indirekt von Gott, bzw. in Gottes Auftrag. Der dumme Pfaffe kann ja gar nix dafür, GOTT ist die alte Wildsau, dieser Schweinepriester!
Die Sache beschäftigte mich sehr.

Mein Racheplan gegen Gott war schnell klar: SATAN!

In einer Nacht- und Nebelaktion, meinen Eltern erzählte ich, zu einer Freundin zu gehen, nahm ich mein Präparanden-Zeug und lief damit ein paar 100 m vom elterlichen Reihenhaus am Stadtrand zu einer Baugrube. Dort schlichtete ich alles als Opfer für den Teufel auf einen kleinen Haufen und zündete es an.
Erst wollte es nicht gescheit brennen, aber dann züngelten sich die Flammen durch die Dinge, dass es lichterloh brannte, um Gott zu zeigen, was ich von dem ganzen Scheiß hielt! "Da schau nur, Gott, ab heute ist der Teufel mein Gott, du elende Sau!"...und tiefe Befriedigung machte sich in mir breit, der Pfaffe konnte mich mit seinen Schmähungen nicht mehr kratzen. Ich war überzeugt, der Teufel kratzt zurück.

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