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Im Katzenparadies

Manchmal - wenn es sich denn so ergibt - besuche ich im Traum meine Katzen im Jenseits.

Das Jenseits in meinem Traum, wo meine Katzen jetzt wohnen, ist gar kein paradiesischer Garten mit Palmen und Sonnenschein, so wie man es oft auf den Bildchen der Zeugen Jehovas sieht, sondern es ist eher ein europäischer Mischwald mit buschigen Laubbäumen, aber auch kleinen Tannen und Lärchen. Kräftiges Gebüsch wächst dort und dichtes Unterholz, aber es gibt auch deutliche Spuren von menschlichem Werk, nämlich Ruinen von Mauern, aufgeschlichtete Holzbretter, die in einer Ecke verrotten, gepflasterte aber längst von Gras überwucherte Wege und auch manchmal die Reste von Gebäuden, z.B. einem alten Gartenhaus. Wer meint, dort lägen Mäuse und Katzen in Frieden unter der Sonne, der irrt sich: Es ist schließlich ein Katzenparadies.

Wieder einmal hatte es gerade erst geregnet, die Luft war ganz klar und die dicken, grünen Blätter der Büsche und Bäume waren noch etwas feucht. In der Ferne leuchtete das Blau des Himmels schon zaghaft durch die sich verziehenden Regenwolken, aber hie und da tropfte noch ein dicker Wassertropfen von den Zweigen.

Mitten auf einer kleinen Lichtung saß im hohen Gras der Fliegende Holländer, mein vor 2 Monaten gestorbener Kater, und starrte gegen den nahen Wald. Als er sich behäbig umdrehte, trafen sich unsere Blicke. Bevor er noch aufspringen konnte, um auf mich zuzulaufen, bemerkte er aber rechts am Gebüsch die kleine Zaza, seine Katze, mit der er sein ganzes Leben geteilt hatte, bevor sie vor 2 Jahren starb. Er hatte sie so sehr geliebt! Er zuckte regelrecht zusammen und man sah ihm seine Überraschung an, dass es sie also doch noch gab. Wie oft hatte er damals in den Korb geschaut, mit dem sie zum Tierarzt transportiert worden war, weil dort musste sie doch noch sein! Hier war sie also und voller Begeisterung sprang er geradewegs auf sie zu.

Wie ehedem im Leben hatte Zaza ihn gar nicht bemerkt gehabt. Sie hatte sich gerade unter dem Gebüsch an ein Mauseloch gepirscht und war gedanklich ganz in ihrem Werk versunken. Als er nun mit hoch erhobenem Schwanz und aufgerichteten Ohren so stürmisch auf sie zu lief, fauchte sie ihn erschrocken an. Voller Zuneigung ließ er sich von ihrem Fauchen nicht beirren, senkte seinen breiten Katerschädel und stupste sie mit der Stirn in die Seite. So hatte er es im Leben auch so oft gemacht, weil er sie einfach liebte. Und ganz wie dort, fiel sie von seinem zärtlichen Stups beinahe um, brummte und fauchte und biss ihn in seine dicken Ohren. Mit der Pfote holte sie aus um ihm eine zu wischen und die Pfote blieb auf seiner Stirn liegen, während sie knurrte und er es sich gefallen ließ: Er kannte ja ihr altes Liebesritual und wusste, dass sie sich beruhigen und dann mit sich schmusen lassen würde.

Er hatte kein Auge mehr für mich.



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