Seite erstellt:
geändert:

Rafa's Homepage

Ausblick

"Teile und herrsche" - dieser dem Cäsar zugesprochene Satz hat augenblicklich Hochkonjunktur. Der Mensch wird auf seinen kleinsten Teil, die Individualität reduziert. Individualität ist in. Sie wird als besonders hohe Stufe der persönlichen Freiheit gelobt.

Cui bono?

Wem nützt diese Atomisierung, die überall bestehende Strukturen aufzulösen beginnt, die dem Krieg jeder gegen jeden Vorschub leistet? Das schon isolierte Einzelwesen wird weiter zerstückelt.

Wie anders soll es zu verstehen sein, wenn vom Unter-, Überbewusstsein, Körper, Geist und Seele gesprochen wird?...


In Nemos Briefen an Sophie geht es vorrangig um die Wirkung der Wirklichkeit.


Bereits in der Einleitung gleich zu Beginn kritisiert Frater Sursum ad lucem "psychische Vampire" wie folgt:

...über Elend und Leid klagen ohne es zu beseitigen heißt schlichtweg, dass man das Leiden liebt und sich deswegen weigert, es aus seinem Leben zu verbannen.

Blättert man jedoch auf die nächste Seite, steht dort schon wieder eine Einschränkung:

Es darf ausgewählt werden. Doch wenn lediglich zwischen unterschiedlichen Varianten des Übels gewählt werden kann - wo findet da eine Auswahl statt? Ob großes oder kleines Übel - das Übel bleibt.

Wen wundert, dass so mancher daraufhin gelegentlich über das Übel klagt?

In dieser Untergangsstimmung unserer Überzeugungen klingt eine Frage in unserem Bewusstsein an: Was ist das Leben?
Die Weltreligionen haben darauf eine verblüffende Antwort verkündet: der Tod.

und ferner

Oft hört oder liest man, dass allen Religionssystemen ein gemeinsamer roter Faden zu eigen sei. Das ist nicht das Gängelband eines Gottes, sondern die gemeinsame Verheißung eines Todes, der ja die Tür zum Jenseits sein soll.

Zweifelsohne spielt der Tod in allen Religionen eine wesentliche Rolle - wären die Menschen sich nicht über ihr endliches Erdendasein bewusst, sähen viele in einer Religion wohl weniger Notwendigkeit.


Das Wesentliche an der Beliebtheit von toten Lehrern, inspirierenden Geistern und Göttern, von denen man Erleuchtungen zu erhalten meint bzw. von deren Erleuchtungen man einen Teil für den eigenen Glanz beanspruchen möchte, besteht schlichtweg in ihrem Nichtdasein im Diesseits bzw. in ihrer Unerreichbarkeit:

Da diese [die verstorbenen Lehrer] schon lange das Zeitliche gesegnet haben, werden sie von ihren Anhängern besonders verehrt. Vielleicht auch deshalb, weil sie in diesem Zustand besonders pflegeleicht sind und gut verwaltbar bleiben. Andere, die im Ruche der Erleuchtung stehen, leben zwar in der Gegenwart, aber weit weg.

"Der Prophet gilt nichts im eigenen Land"...


Wesentlichen Kernpunkt in der Wirkung der Wirklichkeit sieht der Autor in der Teilung anstatt in der Zusammenfügung. Nun sicher: Mit der Teilung entsteht zumindest fürs Erste eine Spannung (Energie) und auch im Folgenden ein Kontrast, eine Gegenüberstellung, somit wird eine Beurteilung möglich und damit ein Wille und eine Entscheidung fürs Eine oder fürs Andere. Kapazitäten tun sich damit auf. Es passiert etwas. Es lebt (bzw. es besteht zumindest eine Chance auf Leben, eine Basis, auf der sich Leben im Sinne geistiger Bewegung entwickeln könnte).

Entgegen der Praktik eines Baumeisters, der für sein Werk die unterschiedlichsten Teile zu einem Ganzen zusammen fügt, hat der Schöpfergott, wie es in der Genesis beschrieben ist, seine Welt durch das Teilen geschaffen.

 
Er teilte das Licht von der Finsternis, schied den Tag von der Nacht, teilte die Wasser durch eine Feste, er teilte das Wasser vom Land und letztendlich teilte er sich sogar selbst in viele kleinere Komponenten, seine Geister (Engel), und auch wiederum die Gesamtheit seiner Geister teilte er in einen ihm gefälligen und in einen ihm widerstrebenden Teil, nämlich seinen Widersacher, den Satan: Er wollte doch nur leben!

Kein Leben ist möglich und alles würde in endloser Ruhe verharren und stagnieren, gäbe es nicht Satan, die Gegenkraft, das Andere, das für eine Spannung zwischen dem so dargestellten Einen und sich, dem Anderen, sorgt und damit eine Beurteilung, eine Entscheidung und eine Bewegung herausfordert.

...und im Sinne seiner vorhergehenden Feststellung...:

...möchte ich erwähnen, dass der Widersacher des Schöpfergottes, Satan, als Entzweier oder Zerteiler übersetzt wird.

...schlussfolgert Frater Sursum ad lucem:

Wäre es nicht genauer ausgedrückt, Gott Satan zu nennen?

 
Aus der Wirklichkeit gibt es - trotz allem - keine Möglichkeit zu entkommen. So zitiert der Autor den Karl Valentin:

"Schöner Papagei, gut sprechend, samt Messingkäfig entflogen." Als Produkt dieser unserer Wirklichkeit dürfen wir nicht erwarten, dass sie uns die Mittel finden lässt, mit deren Hilfe wir aus ihrem Käfig entfleuchen könnten ... ein Entkommen liegt nicht im Bereich des Möglichen. Eher fliegt der liebgewonnene Käfig mit. Jedoch wird unzähliger Ersatz bereit gehalten für diejenigen, denen die Wirkungen der Wirklichkeit nicht behagen. Diese angebotenen Irrwege sind gut frequentiert. Nicht zuletzt dienen sie der Versöhnung mit der Wirklichkeit ... Unzählige Ideologien verdienen sich dumm und dämlich mit der Verheißung eines Lebens danach [nach der Wirklichkeit "Tod"].


Ein aus dem Altertum bekannter Philosoph prägte die Aussage, dass sich alles in der Welt in ständiger Bewegung befände - Alles fließt.

Zweifelsohne hatte der Philosoph Recht: Nichts lebt, wenn nicht eine Bewegung, ein Fluss möglich ist und so manches Ding erscheint vielleicht statisch, IST jedoch der Fluss an sich, z.B. die Börse - sie IST der FLUSS des Geldes und entspricht damit der Seele des Geldes schlechthin.

Das Leben und die Dinge, in denen das Leben stattfindet, werden vom Wechsel, von der Unbeständigkeit beherrscht ... Sein Wesen entspringt der Teilung der Dinge. Aufgrund dieser Teilung stehen die Einzelteile miteinander im Austausch. Sie sind somit voneinander abhängig und beeinflussen sich gegenseitig.
 


Über die Wirkung von Bioorganismen in räumlicher Nähe und deren Reaktionen zueinander:

Schau dir einmal die Verknüpfung zwischen Mensch, Tier, Pflanze und Mineral an. Auch hier ist zu sehen, wie sich manche Menschen mit einer bestimmten Tier-, Pflanzen- oder Edelsteinart umgeben. Oft findet zwischen ihnen eine Kommunikation statt. Auch das ist eine Wechselbeziehung.

"Kommunikation" bedeutet ein gegenseitiges Senden und Empfangen von "Mitteilungen"; sie müssen selbstverständlich nicht verbaler Art sein, sondern bedeuten auch einfach nur die Sendungen "meine Farbe ist rot!" und "oh, ich finde deine Farbe schön!"

Weil es keine [wirkliche] Flucht [aus der Wirklichkeit] gibt, bleibt nur die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit.

Das heißt, die Wirkungen der Wirklichkeit nichtig zu machen.

 
("nichtig"? Warum denn auf Null, wozu die Energieverschwendung? Wie wäre es mit dem Lenken der Kräfte:) ...bzw. sie im eigenen Sinne zu ändern - indem man sich selbst zur wirkenden Wirklichkeit macht und eine Wirkung bewirkt, sprich "sich selbst realisiert" und hiermit zum Schöpfer und Gott wird.

Mit der bloßen Absichtserklärung ist das nicht getan.

DAS ist allerdings wahr.


Weil niemand gern allein stirbt, ist er bemüht, auf diesem letzten Weg Gefährten um sich zu versammeln. Nach dem Motto: "Ich geh kaputt, kommst du mit?"

 

Im 2. Teil des Büchleins werden die wesentlichen Aussagen aus den Briefen noch einmal systematisch gegliedert.
Frater Sursum ad lucem möchte die Wirklichkeit mit Hilfe der Magie angreifen, das heißt, er stellt die Wirklichkeit als Feind der persönlichen Realisation hin, will Wirklichkeits-Lücken aufzeigen, in die man mit magischen Mitteln einhaken kann um Feind Wirklichkeit in die Knie zu zwingen:

Es hat keinen Zweck, sich mit ihr [der Wirklichkeit] verbünden oder arrangieren zu wollen. Sie ist der Gegner! Mit einem Gegner steht man im Kampf.

Da bin ich nun allerdings ganz anderer Meinung. Die Wirklichkeit sehe ich als einen Bereich, und zwar den von allen möglichen Bereichen sinnvollsten, in dem Platz und Raum für Bewegungen (=Leben) sind. Solch einen Platz bietet beispielsweise auch der Bereich der Träume und Fantasien; natürlich kann sich etwas auch in diesem Bereich bewegen, was vielleicht auch Spaß macht, entspannt oder ebenso auch seine negativen Seiten in Form von Horrortrips haben kann. Der Bereich der Träume steht jedoch hierarchisch unter dem Bereich der Wirklichkeit, da er ganz einfach von dieser irgendwann eingeholt wird: Die Wirklichkeit ist das, was letztendlich wirkt. Daher halte ich es für sinnvoll, mich wachsam und bewusst (größtenteils bzw. hauptsächlich) im Bereich der Wirklichkeit zu bewegen. Mit diesem Bereich verbünde ich mich nicht und ich arrangiere mich auch nicht, sondern ich bewege mich darin - um zu wirken und selbst zur Wirklichkeit zu werden. In der Wirklichkeit habe ich Möglichkeiten, selbst zur Wirklichkeit zu werden. Warum sollte ich nach Lücken in der Wirklichkeit suchen, in welche anderen Bereiche und Dimensionen sollten mich diese Tore/Lücken bringen und wie besonders besser sollte es dort sein als hier?

Aber der Frater betrachtet die Wirklichkeit nun mal als Feind und ruft zum Kampf gegen sie auf.

Indem man sich auf die Suche macht, vermeidet man den Kampf, denn jede Suche ist die Flucht vor der Bewältigung!

 
Lüge und Illusion sind nur eine Flucht vor der Wirklichkeit, nicht aber die gesuchte Lücke. Vor dadurch entstehenden Scheinwelten aufgrund der Überbewertung des subjektiven Bildes im Bewusstseins vor dem objektivem Bestand des Materiellen wird gewarnt.


Epilog: Ein sehr dünnes (nur 63 Seiten), aber ganz nettes Büchlein! Es ist doch sehr schade, dass nur die Briefe an Sophie und nicht die der Sophie im Buch enthalten sind, denn es lässt vermuten, dass doch auch so manch nette Überlegung in den Texten der Sophie zu finden gewesen wären. 


RAFA's satanic site
© by RAFA