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Im Vorwort kündigt Chris Redstar schon an, dass er sein Buch nicht nur als eine Information zum Satanismus verfasst hat, sondern auch um "mal Dampf abzulassen". Diese offen dargestellte Subjektivität, die auch gar nichts anderes sein will als Subjektivität, wirkt doch gleich viel sympathischer als das pseudosachliche Gelaber manch anderer Autoren, die zum x.ten Mal nur mehr oder minder dogmatisch definieren und erklären wollen, was "DER Satanismus™" denn nun letztendlich sei und was nicht. "Greetings from Hell" versteht sich daher als...

...mein persönliches Manifest, meine Persönlichkeit und meine Gedanken...

..., die nun damit festgehalten werden sollen und für immer niedergeschrieben sind. Die einfache Sprache, in der das Buch verfasst ist, gibt ein weiteres Plus zur persönlichen Note.

Das Buch beginnt mit einer Beschreibung diverser "Gottessekten" (z.B. Katholizismus) und wozu diese einen Satan nötig hatten. Da in ihren religiösen Schriften (z.B. Bibel) sehr wenig über den Satan steht, hatte die Fantasie der Gottessektierer freies Feld und dachte sich auch allerlei obskuren Hirnschiss dazu aus.

Was sich aber Chris Redstar als Satanist unter "Satan" vorstellt, ist folgendes:

Satan ist ein Archetyp. Er repräsentiert verschiedene Eigenschaften und Werte. Satan ist die Urenergie des Lebens. Die schwarze Flamme, die Macht die alles durchströmt und beeinflusst. Ich spüre ihn in mir, wie er mich antreibt und mir meine wahre Natur zeigt. Die des Jägers und des selbsterkennenden Gottes. Er ist Liebe, Hass, Magie. Er ist der Schrei in der Nacht, der Triumph beim Sieg, das Zittern beim Hassen, der Friede beim Blick auf das Meer. Satan ist deine Natur.

Ferner ist Satan durch die 9 satanic statements von Anton Szandor LaVey beschrieben worden, die Chris Redstar im Weiteren nun näher ausführt und erklärt.

Zum Thema "Hingabe" unterscheidet er empfindlich zwischen dem vernünftigen Genuss und dem Zwang durch eine Sucht. Der Satanist pflegt die Freiheit seines Willens und wird nicht zulassen, dass Suchtzwänge seinen Willen versklaven. Drogen findet er daher uncool und wer sie nimmt, ist dumm.
Naja, wenn er das meint...

So wie der Papst in Rom genau definiert und bestimmt, wer Katholik ist und wer nicht, und so wie die Oberen des Islam bestimmen, wer Muslim ist und was dieser als solcher zu tun hat, so sieht Redstar durch Anton Szandor LaVey genau definiert, wer Satanist ist und wer nicht. Dass es manche Leute wagen, selbst zu entscheiden, was Satanismus ist, hält er für ein Unding. Die traun sich vielleicht was, dieses Leute, also ts!
Wie er diesen von einer Obrigkeit festgelegten, dogmatischen Gleichklang bezüglich des Satanist-Seins mit der satanischen Individuation in Einklang bringen möchte, ist mir ein Rätsel ... aber als Redstars persönliche Meinung ist die Aussage trotz Konflikt natürlich völlig ok so.

Bereits auf der nächsten Seite erklärt Redstar nach den Vorgaben des LaVey, was den Satanisten zum Satanisten macht:

Du bist das Maß aller Dinge in deinem Leben und nur dir selbst moralisch verantwortlich.

Aber in Bezug darauf mich "Satanist" zu nennen, muss ich mich als solcher an irgendjemand anders, z.B. an LaVey orientieren? Seitenweise versuchte bereits so mancher CoS-Freund mittels oft höchst hanebüchenden geistigen Drahtseilakts, diesen Widerspruch harmonisch zu glätten, ohne dass dieser einleuchtender wirkte - nun: hier versucht sich also auch noch Chris Redstar.

Als einer der ersten Satanisten erwähnt Redstar neben den christlichen nun auch die muslimischen Einflüsse auf die Moral unserer Gesellschaft, über die sich der Satanist hinwegsetzt. Richtig so!

Dass sich der Satanist an geltende Gesetze hielte, halte nun ich persönlich wieder für einen listigen Obolus des Autors an die Judikative. Angeblich unterließe der Satanist Gesetzesverstöße aufgrund der Konsequenzen, die diese nach sich ziehen - dabei tun sie das bei weitem nicht immer, ja, meiner Erfahrung gemäß sogar zu nur höchst geringem, durchaus vernachlässigbarem Teil, und bei Vorhandensein des nötigen Kleingelds zur Finanzierung eines guten Anwalts entschärfen sich die juristischen Konsequenzen um ein weiteres deutliches Maß auf ein echtes Minimum. Darum meine ich: Der Satanist schreie nach Redstars Vorbild möglichst laut herum, wie toll er sich an geltende Gesetze hält, denn ein guter Ruf erleichtert den Verstoß gegen ebendiese Gesetze. Wer als Fußgänger an einer roten Ampel im Regen stehen bleibt, obwohl weit und breit kein Auto kommt und auch keine grüne Mütze in Sichtweite ist, der ist einfach ein Idiot. Auch in anderen Dimensionen von Gesetzesverstoß ist neben den naturgegebenen Gefahren freilich auch das Auge des Gesetzes ein sorgfältig einzuplanendes Kriterium.

Neben den 11 satanischen Regeln kommen auch die satanischen Sünden zu einer Erklärung.

Satanismus definiert sich nicht über Black Metal und andere Musik.

Götter entstanden um die Frage nach dem Ursprung der Welt zu beantworten. Aus Sicht und Denkweise eines vorzeitlichen Primitiven, seines Sohnes und weiterer Nachkommen wird die Entstehung der Religion, des Kults, des Pharaonentums und schließlich der mosaischen samt der jesusianischen Lehre erläutert. So denkt sich der Erzähler alias Jesus: "Die Leute haben mich mal wieder ausgelacht, wie so oft schon." Eine witzige und anschauliche Geschichte, die das (Un-)Wesen der Kirche bis in die heutige Zeit darstellt.

Satanismus ist eine Religion und hat nichts zu tun mit Politik. Die Frage, ob Satanisten Nazis seien, wird als die dümmste Frage festgestellt, die Chris Redstar jemals gefragt wurde. Der Gruß "Hail/Heil Satan" hat so wenig Parallelen zum "Heil" der Nazis wie "Ski Heil" oder "Waidmanns Heil". Dass die Nazi-Hysterie in diesem Staat mittlerweile fast schon lächerlich geworden ist, darin kann man Chris Redstar nur zustimmen. Nachdem in USA die Nazis öffentlich auftraten und ihre Symbole auch tragen durften, interessierte sich keiner mehr für sie und - des Glanzes des Verbotenen beraubt - ging ihre Zahl erheblich zurück. Durch ein Verbot hierzulande werden die verbotenen Dinge dagegen nur gefördert.

Dass die Schwachen, Sozialhilfeempfänger, Arbeitslosen, Aussiedler und vor allem die Behinderten zu viel staatliche Unterstützung erhalten, die für Intellektuelle und kompetente Gesellschaftsmitglieder besser angelegt wäre, drückt Chris Redstar so aus:

Wer vor einigen hundert Jahren noch erbärmlich verreckt wäre, wird heute dafür gelobt, dass er es trotz unübersehbarem Mangel geschafft hat, sich selbst den Arsch abzuwischen oder seine Spermien in irgendeine Gebärmutter zu schleudern.

Obwohl heute bei der Früherkennung schon während der Schwangerschaft ein Gendefekt festgestellt werden kann, kommen immer noch tausende behinderte Kinder zur Welt, die unser genetisches Material nur verschlechtern. Ein Recht auf Leben für diese stünde nirgendwo geschrieben, meint Chris Redstar. Auch bei weiteren heiklen Themen lehnt er sich weit aus dem Fenster, so z.B. bei der Erhaltung des Lebens von Todkranken, die nur unsere Krankenkassen belasten. Der Satanist aber wird nichts dagegen tun, sondern nur den so vorprogrammierten Untergang der "Anderen" beobachten und seine Schlüsse daraus ziehen.

Im Anschluss daran nimmt Redstar Stellung zum "pentagonalen Revisionismus" des Anton Szandor LaVey, in dem zu diesen Reizthemen Forderungen stehen, die hoffentlich wenigstens die nachfolgenden Generationen verstehen sollen.

Hier stimme ich Chris Redstar absolut zu:

Jeder ist für seine eigenen Taten verantwortlich, deshalb gibt es für mich auch keine Anstifter zu Straftaten... Wenn ich zu jemandem sage, er soll von der Brücke springen und er tut es dann auch, dann ist das seine Sache.

Ganz Recht!

Auch kann man ihm darin nur beipflichten, dass sich um Idioten und Schwache deren Familien kümmern sollen, aber nicht Redstar bzw. die Anderen. Wenn irgendwelche Kasper nicht zurecht kommen, ist das eben ihr Pech.

Satanisten sind - abgesehen von ein paar Grundsätzen - so derartig unterschiedlich, dass viele einander überhaupt nicht verstehen könnten oder miteinander klar kämen. Als "elitäre Minderheit" können sich Satanisten nur in einer großen Herde von dummen und minderwertigen Schäfchen verstehen.

Eine Halle voll von Satanisten wäre keine angenehme Vorstellung. Eine Horde von Wölfen im Schafspelz, ganz ohne Schafe, wäre reichlich sinnlos und würde nicht lange gut gehen. Aus diesem Grunde wäre auch ein Staat nur für Satanisten nicht realisierbar.

Im Kapitel "Antichrist" interpretiert Redstar die biblische Offenbarung des Johannes. Das dort zuerst auftauchende, weiße Pferd trägt den ersten Herrscher, der das Christentum einführt, das rote Pferd bedeutet die Kreuzzüge, das schwarze den Ablasshandel, das fahle Pferd die Inquisition, usw. Die Apokalypse beschreibt demnach nichts anderes als den Untergang des Christentums, den Redstar kurz vor der Vollendung wähnt.

So wär das alles ganz ok, nur müsste man die gewalttätigen Elemente unter den Schafen wie Missionierungszwang, modernes Kreuzrittertum und Pädophilie in weniger gefährliche Kanäle lenken, z.B. Selbstkasteiung und autoaggressive Gelübde.
Das ist doch mal eine nette Idee, meine ich, und ein gutes Feld, in dem ich meine psychologischen Kenntnisse zur praktischen Anwendung bringen könnte. Ich werde mich damit bei Gelegenheit mal befassen *es sich im Kalender eintrag*.

Neben Kleidungs- und Hygienetipps gibt Redstar im 7. Kapitel seines Buches auch Anleitung zur individuellen Ausgestaltung der satanischen Wohnung. Des Satanisten Ziel sollte es sein, Wohneigentum zu erwerben um seine Unabhängigkeit zu garantieren, meint er.

Im Kapitel "Rituale und Magie" wird der Stellenwert von Magie und Ritualen im Satanismus erläutert. Die Rituale selber sind bereits von anderen Autoren hinlänglich beschrieben und daher weggelassen.

Es folgen die Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Church of Satan, außerdem eine Beschreibung der Mitgliedschaft in der Church: Aufnahmegebühr, passives und aktives Mitglied, Ränge und Hierarchien ... und dass es Dinge gibt, die bei der CoS-Leitung nur müdes Gähnen hervorrufen, denn hier "muss man sich schon beweisen". So? Also seit Abschluss meiner Pubertät hatte ich irgendwie nicht mehr so das Bedürfnis, irgendjemand irgendetwas zu beweisen. Aber naja, vielleicht hat ja jemand anderes Freude daran, sein "unabhängiges und selbstständiges Individualistendasein" bewerten zu lassen: Guck mal, Mami, was ich Tolles geschafft habe!

Überall in der satanischen Szene wimmelt es von Sorors und Fraters Soundso, obwohl im Anhang u.a. Magister Michael Rose sehr treffend schreibt:

Wenn du nicht ein Kind meiner Eltern bist, dann nenne mich nicht "Bruder". Überlassen wir doch diese schwachsinnigen Bemerkungen von Brüderlichkeit den Christen.

Das Buch "Greetings from Hell" erschien 2004. Ein Jahr später, Ende 2005, erschien "die Philosophie des Satanismus" von Lars Kronlob, die ich zufällig zuerst gelesen hatte. Laufend dachte ich mir nun bei Redstars Buch: "Dasselbe, echt voll dasselbe wie das, was der Kronlob schreibt, nur lockerer verfasst und nicht so steif und pathetisch" ... bis mir die Jahreszahlen der Erstauflage auffielen.

Wen's noch interessiert: die Philosophie des Satanismus 


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