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Rafa's Homepage

Maggioni nimmt langsam eine echte Opferrolle ein - der Kleine macht mir wirklich Sorgen - und verweist im Vorwort bereits darauf, wieviele Anfeindungen ihm um seiner Bücher willen entgegen schlugen und wie unendlich viel Mühe ihm dieses Buch wieder einmal gekostet hat, dabei schreibt er kurz drauf gleich selbst, dass dieser zweite Teil nichts wesentlich anderes sei als der erste. Der erste Teil allerdings war ein 27-Stunden-Werk und da frag ich mich doch, ob der arme Mann nicht vielleicht an vegetativer Dystonie (ugs. Hausfrauensyndrom = Überforderungserscheinungen aufgrund von Alltagskleinigkeiten) leidet?

Maggioni brachte sein Buch nicht in einem Stück heraus, sondern teilte es in zwei Teile, beide über 160 Seiten, und hier lesen wir auch den Grund:

Als überaus erfolgreicher Unternehmensberater war mir sofort klar, dass sich ein so dickes Buch [320 Seiten] nicht verkaufen ließe.

Ohne Worte.

Ich möchte dir, dem Leser, nun sagen, wie sehr ich die Menschheit überschätzt habe, gleichwohl ich sie auch vorher schon nicht hoch geachtet habe. Das erste Buch, es war so einfach geschrieben und ward so falsch verstanden. So viele waren nicht in der Lage, auch nur die einfachsten Zusammenhänge zu begreifen. Manche suhlten sich in ihrer Unwissenheit, indem sie ihre oberflächlich platten Interpretationen vor andere hin weitertrugen. Weitere zollten Beifall, gleichwohl sie nichts verstanden hatten. Wie arm ist doch die Menschheit.

Ja, so ist es Recht, küss mir die Stiefel, Baby! Oder bin mit diesem Absatz etwa nicht ich gemeint?
Tja dann wollen wir mal sehen, wie oberflächlich platt der zweite Teil interpretiert werden will - da dem Maggioni ja auch, wie er in seinen beiden Vorwörtern lang und breit darlegt, die teils "vor Dummheit nur so strotzende Kritik" ja sowieso sowas von egal ist, es ist ihm wirklich völlig gleich, nein, noch egaler und überhaupt: SIE regen mich nicht auf, SIE NICHT!
(Mensch, Maggi, nimms doch nicht so ernst, das ist doch eh alles nur ne Lachnummer!)

Leider folgt noch eine Reihe ermüdend pathetischer Abhandlungen, wie sehr dieses Buch der Same ist und der Leser das Ei und eine Frucht hervorgehen möge und ... er schaffts schon noch eines Tages zu einer richtigen Bibel, unser Maggi. Zweifelsohne hat er sich vom christlichen Texten inspirieren lassen, denn Phrasen wie...

Wenn du Angst vor der Veränderung hast, dann lege dieses Buch weg.

... erinnern mich enorm an die dummen Spitzen der Christen von der Sorte "hast du Angst vor Jesus?" oder "du nimmst Jesus nur nicht an, weil du weißt, dass du dich verändern müsstest". Nichts Neues auf diesem Planeten, das kennen wir alles schon, danke ... und wie weiter!?

Das Buch ist, wie Maggioni auch schreibt, nicht für den Leser geschrieben, sondern "der Leser ist für das Buch" ... besser für Maggioni, denn allein das Vorwort liest sich schon wie dessen Psychogramm und Verarbeitungsversuch seiner Gefühle an. Der Autor schreit förmlich heraus, was er empfindet und dabei ist wirklich nicht mehr wichtig, wer das dann auch liest, Hauptsache, es ist draußen. Selbst wenn der Leser mit einem "du" direkt angesprochen wird, hat man den Eindruck, Maggioni redet hier nur zu sich selbst.

Das Maß der Dinge

In der Tat ist der zweite Teil seines Werkes ganz anders als der erste. Man hat den Eindruck, die zwei Teile seien von zwei verschiedenen Autoren verfasst. Es sind nun zwar manche Passagen im vorliegenden Teil etwas undurchsichtig, weitere Ausführungen zu manchen Sätzen wären durchaus interessant gewesen, aber es sind wenigstens stichhaltige Feststellungen:

Loslassen wiederum erfordert die Bereitschaft, jeden Wert und jedes Maß und jede Anerkennung und Begleitung von anderen im Licht der Bedeutungslosigkeit zu betrachten. Nichts ist ewig, nichts hält, nichts ist verlässlich. Nur der Wandel bleibt über die Zeit.

Eine nett in Worte gebrachte Tatsache.
Noch befürchte ich ja, er hat das vielleicht irgendwo nur abgeschrieben. Also les ich mal weiter... und es kommen tatsächlich noch einige ganz nette Sprüche:

Orientiere dich nur an dir selbst, an deiner Wahrnehmung, so wie du sie genau jetzt im Moment erfährst.
Menschlichkeit ist das, was der Mensch von anderen will, aber selbst nicht zu geben bereit ist.
Das Mal des Kain ist nicht, seinen Bruder erschlagen zu haben, sondern sich dafür zu schämen.

Was in dir ist

naja: DU - wer sonst. Darum gibt es die selektive Wahrnehmung und in gewisser Weise wirst du nur das erfahren, was du erfahren willst.

Stelle dich vor die Wasser, die Wüste, das Gebirge, die Bücher, den Himmel, die Menge und dich selbst. Frage sie alle jede Frage dieser Welt. Tue es jetzt gleich. Zögere nicht. Wie viele Antworten erhältst du? Mehr als eine?

Auf alle Fälle immer nur DEINE. Deswegen ist es Unsinn, andere zu fragen, denn die Antwort findest du in dir selbst.

Axiome

Gäbe es nur 3 Menschen noch auf dieser Welt, und einer würde einen anderen erschlagen, so gäbe es 2 Wertungen zu dieser Tat. Die eine des Täters und die andere des Betrachters. Und beide hätten Recht. So wäre die Tat nicht gut noch böse, wenn der eine sie für das eine, der andere sie für das andere hielte.
Gäbe es aber 4 Menschen und einer würde erschlagen... Gäbe es 20 Menschen und einer würde erschlagen...

...so ist im Endeffekt als "gut" definiert, was die Mehrheit dafür hält.

Und alles wäre richtig, so wie es ist, oder falsch, so wie es ist, oder bedeutungslos für jeden, den es nicht betrifft.

Käm nicht draufhin eine Abhandlung über den Menschen in der freien Marktwirtschaft, ich könnte kaum glauben, dass Maggioni das geschrieben haben soll.

Wandel ohne Grenzen

Das Wesen des Satanisten ist beständig unbeständig. Seine Gruppenzugehörigkeit definiert sich einzig durch seine Gruppenlosigkeit. Seine Ziele definieren sich einzig durch ihre Unterschiedlichkeit. Seine Werte definieren sich einzig durch ihre Veränderlichkeit. Seine Prinzipien definieren sich einzig durch das Fehlen von solchen. Er lässt sich nur dadurch einordnen, nicht eingeordnet werden zu können. Seine Definition ist seine Definitionslosigkeit.

Du alleine bist im Universum deines Denkens der einzig wahre Satanist. Du alleine sollst entscheiden, du alleine sollst verwerfen. Und nur du alleine bist dafür dann verantwortlich. Nur du alleine musst für die Konsequenzen deines Handelns gerade stehen. Und vor wem? Nur vor dir alleine!

Leben auf Lügen

In diesem Kapitel kommt wieder der typische Maggioni-Schreibstil durch, da steht vor den Abschnitten auf einmal wieder "Satan spricht:" und die triviale Idee von Werwolf, Monster und Geist als Gesellen des psychischen Vampirs aus dem ersten Teil wird wieder aufgegriffen.

Ansonsten lässt sich das Kapitel über das Schicksal aus, an das der Maggioni nicht glaubt. Im Ausführen eines kosmischen Plans sieht er keinen Sinn:

Es wäre nicht befriedigend für uns, denn wir wüssten es nicht [den kosmischen Plan]. Und wenn wir es wüssten, dann würde Verzweiflung und Resignation über uns kommen und uns des Lebens Wert berauben.

Ich erinnere an eines der ersten Kapitel aus dem Buch, in dem ich etwas von "Phönix aus der Asche" gelesen habe: Also, Maggi, keine Angst vor dem Tod einer Idee, denn aus ihren Trümmern wächst eine neue, größere.

Nun habe ich einmal für mich den "kosmischen Plan" als logisch erkannt (ich vertrete den Determinismus, allerdings ohne planende Figur im Hintergrund) und habe mich nun einmal daraufhin in das Loch der ich- und willenlosen Sinnlosigkeit geschmissen. Dabei hat es gar nicht lange gedauert, bis ich eben ganz da unten unter all der "Sinnlosigkeit" das andere Vorzeichen gefunden habe, das die ganze Rechnung wieder ins Plus umkehrt - ein Stück plusser noch, als es vorher war.

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Allein schon an der pathetischen Ausdrucksweise und auch an dem Geist zeigt sich, dass dieses Kapitel offensichtlich NICHT abgeschrieben worden ist: Typisch Maggi.

Jeder Hengst kämpft um die Vorherrschaft in der Herde, damit er derjenige sein kann, der die Stuten deckt und seine Gene erhält.

Als Stute hat frau allerdings gar keine Notwendigkeit, die Größte sein zu müssen. Was die Hengste da oben rumkappeln und ob sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen, ist nicht mein Problem. Als Stute hat frau ne ganz andere Perspektive und ganz andere Schwerpunkte im Leben. Sehr schade auch, dass das immer wieder von diesen "satanischen" Emporstreberlingen vergessen wird.

Es folgt wieder einmal eine ermüdende Abhandlung über die Wichtigkeit des Geldes *gähn*. Der Mensch, der Geld nicht wichtig findet, sei ein Lügner, meint Maggioni. Ich sage ja nicht, dass es gar nicht wichtig wäre - schlimm wäre es, wenn ich nicht genug davon hätte - aber es gibt doch noch so viele andere, wichtige und wichtigere Sachen als Geld: Was soll denn immer diese langweilige Gelaber von Geld, nur Gelaber von Sex ist noch langweiliger - entweder man hat es/ihn oder man hat es/ihn nicht! Ich bin nach wie vor der Meinung, dass immer nur diejenigen mords davon krakeelen, die hier ein Defizit empfinden.

Ich geb zu, ich hab das Geldkapitel überblättert. Es ist mir die Zeit nicht wert, es zu lesen.

Rituale

Tatsächlich! Endlich einmal KEIN Ritualgeschmarre:

Keine Anleitung! Denn wer einer Anleitung für ein Ritual folgen muss, der ist unfähig, sich selbst zu leiten.

...und ich hatte eigentlich nach dem ersten Teil der maggionischen Satansbibel mit dem zweiten Teil tatsächlich einen Abklatsch der LaVey'schen "satanischen Rituale" erwartet - welch angenehme Überraschung, dass dies ausbleibt.

Doch die Trance am sonnigen Strand, der lange Lauf durch einsame Gefilde, das Verlieren jeder Kontrolle zu hämmernden Rhythmen, die Selbsthypnose vor dem Spiegel, alle diese Formen ritualisierter Selbstprogrammierung sind dem [üblichen, zeremoniellen Ritual] ebenbürtig...

Leider verfällt der Autor im letzten Drittel seines Buches wieder schwer in den ganzen uninteressanten Wirtschaftskram von Gewerkschaften, Arbeitslosigkeit und leeren Stellen, deren Aufgaben jedoch niemand gewachsen ist, in Statements über Arbeitslosengeld und Sozialhilfe und über die Fehlbezahlung der Arbeitnehmer in diesem Land und so weiter und so fort... *weiterblätter*

Leben und Tod! Tod und Leben!

...vielleicht ist es auch umgekehrt [mit der Angst]? Vielleicht werden wir uns im Tode vor dem Leben fürchten?

Der Sinn des Lebens!

Du hast schon erfahren, dass der Sinn nichts ist, das man finden müsste, sondern vielmehr etwas, was jedem Einzelnen zu erschaffen anheim steht. Wer diesen Sinn nicht selbst kreiert, der muss sein Leben ohne einen solchen führen.

Leider führt Maggioni diesen Gedanken wieder in Strebsamkeit nach Perfektion und Meisterschaft aus. Meine Güte, Maggi, überwinde doch endlich mal deinen Minderwertigkeitskomplex. Ja, ist ja schon gut, du bist der Perfekteste, Größte, Meister - und können wir uns nun endlich mal über wichtige Dinge im Leben unterhalten? (Langsam NERVT es mich wirklich) Das mit dem Leben und Tod war doch schon ein guter Ansatz: Warum werden denn solche Kapitel nicht ausgeführt, sondern zählen zu den kürzesten im ganzen Buch? Wie schade!


Alle diese Leute teilen einem Leser (u.U.) eine gute, richtige und tiefsinnige Information mit. Der Leser kann die Information verstehen, selbst wenn sie der Schreiber nicht verstanden hat. Dem Wert der Information tut das Verständnis des Schreibers nichts ab.

Was im "Wort SATAN" steht, sind solche kleinen, teils ganz wertvolle und tiefsinnige Weisheiten.

Noch immer kann ich nicht glauben, dass Maggioni das alles selber erkannt hat. Bestimmt hat er nur hie und da was gelesen und das Gelesene logisch zueinander in Bezug gesetzt. Aus eigener Weisheit denke ich nicht, dass er schöpft. Zumindest glaube ich kaum, dass er in seinen Texten das versteht, was ich dahinter finde - vielleicht überschätze ich das Buch daher auch etwas. Allemal sind einige Passagen in dem Buch, aus denen so mancher wirklich Gewinn für sich schöpfen kann. Im Vergleich zu Maggionis erstem Buch ist dieses zweite ein regelrechtes "Wunderwerk an Tiefgang und Weisheit". Im Vergleich mit allen anderen satanischen Büchern möchte ich dem "Wort SATAN" einen guten 3-er geben (zum Vergleich: die satanische Bibel von LaVey bekommt von mir einen 4er, die satanische Hexe eine schlechte 5, die Gnosis des Bösen eine gute 2, 2-3 für im Kraftstrom des Seth).

Mensch Maggi, mach einen Rückruf für den ersten Teil! Hau den erste Teil einfach in die Schrottpresse - warum hast du denn so einen Müll jemals in Umlauf gebracht? Verändere was und mach diesen miesen Start irgendwie rückgängig! Es ist ein echtes Meisterstück an Flexibilität - was mir nun glaub ich trotzdem nicht gelungen ist - das "Wort SATAN" losgelöst vom "Buch SATAN" zu betrachten und es unvoreingenommen zu lesen und fast ist es darum schade.


Nachtrag 26.12.2003: Nun habe ich im November 2003 nach einer Diskussion zu dieser Site und dem Buch erfahren, dass die zitierten Abschnitte aus Maggionis neuem Werk manchen Texten des Liber 0 absolut ähneln. Ich habe es doch gewusst *Schnute bis zum Boden zieh vor Enttäuschung* - es ist abgeschrieben. 


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