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Wer meint, Besessenheit sei ein längst überholtes Relikt aus dem Mittelalter, dem sei gesagt: Sie ist wieder hochmodern!

Die letzte Überarbeitung des Rituale Romanum (Erstausgabe: 1614) stammt aus dem Jahr 1952. Papst Benedikt macht sich darüber, eine aktuelle Fassung herauszugeben, auch wurden in seinem Auftrag verstärkt Seminare für Exorzisten angeboten. Da kommen scheinbar schwere Zeiten auf Dämonen zu, und der Durchschnittssatanist sollte sich überlegen, ob er angesichts des knapper werdenden Wohnraums für Dämonen nicht seine Mietforderungen etwas erhöht ?

Unter "Besessenheit" versteht der Theologe, dass ein Teufel von eines Menschen Körper Besitz ergreift und damit verfügt, als sei es sein eigener. Aber...:

Aus dem Rituale Romanum:

Ne facile credat (exorcista), aliquem a daemone obsessum esse.
Man vertraue nicht leicht darauf, dass jemand von einem Dämon besessen sei.

mittelalterlicher Exorzismus

Berichte von Besessenen

Die besessenen Knaben von Illfurt
Um das Jahr 1864 geraten 2 Brüder durch den Genuss eines Apfels von einer verruchten Alten im Ort in einen sonderbaren Zustand.

Schwester Magda
Die angeblich Besessene wird in die Psychiatrie eingeliefert.

Diverse Besessenheitsgeschichten
Verschiedene kleinere Geschichten von Besessenheit und Exorzismen.

Symptome angeblicher Besessenheit

Als Zeichen für mögliche Besessenheit werden von Theologen folgende Symptome genannt:

Die natürliche psychische Störung, also der "ganz normale Wahnsinn" , ist von der Besessenheit vor allem durch hinzu kommendem parapsychologische bzw. metaphysische Phänomene zu differenzieren.

Die zweite Persönlichkeit eines echten Besessenen hat den Charakter eines Teufels: "...ist dagegen voller Leben und Geist, voll Affekt und Dynamik, ein Gegner von unversöhnlichem Hass und zielklarem Wollen, ein Feind voll List und Trug. Sie ist ganz Herr ihrer selbst, von starkem Selbstbewusstsein ohne Minderwertigkeitsgefühle, die zudem sehr wohl weiß, was sie kann, und ebenso genau ihre Grenzen kennt." So weit der Theologe Adolf Rodewyk in seinem Buch "Dämonische Besessenheit" (nein, nicht 14hundertnochwas, sondern: 1988).

Bezeichnenderweise "wachsen" Besessenheitsfälle: Zu Beginn sind die Symptome meist so schwach, dass der Besessene sich noch unauffällig in der Gesellschaft bewegen kann und gar nicht als besessen erkannt wird. Nach ersten zaghaften Absonderlichkeiten tritt meist ein streng Gläubiger oder Priester in Aktion und vermutet eine Besessenheit. Nun kann man zusehen, wie die Symptome der Besessenheit immer stärker werden, parallel zu priesterlichen Bemühungen an Exzentrik gewinnen, ausufern und schließlich überhand nehmen. Das Ganze scheint fast so, als würde der "Besessene" mehr zufällig entdecken, dass mit bestimmten Symptomen eine Menge Aufmerksamkeit errungen werden kann und probierte dann aus, wie weit er mit seinem Theater gehen könnte, wobei nicht jeder Besessene die Zügel in der Hand behält. Das blöde Spiel verselbstständigt sich gelegentlich und der Besessene wird zum Opfer seiner eigenen Inszenierung.

Dämonische Perspektiven

Nun, es ist ja bekannt, dass die Katholenheit sich gern in dem Glauben räkelt, dass sich die ganze Welt nur um sie dreht. Drum hatte auch Galileo seine Probleme, denn seine Theorie, dass die Sonne nicht in höchster Verzückung angesichts der braven Christen tagtäglich um die Erde als Sitz der hochheiligen katholischen Kirche tanzt, wurde von den Katholiken als Frechheit und Anfeindung ihres rechtmäßigen Standes als "Zentrum allen Interesses des Universums" empfunden. Wie wir heute wissen, hilft da aber alles nichts und wir müssen einsehen, dass wir astronomisch schon mal nicht der Mittelpunkt der Welt sind.

Ja ... sind wir es dann wenigstens spirituell?

Sehr aufschlussreich ist bei solchen Fragen, wenn man sich gedanklich in den anderen Part des Geschehnisses hineinversetzt. Ich stelle mir also vor, ich wäre ein Teufel nach judeochristlichem Glauben, also ein gefallener Engel "voll von unversöhnlichem Hass und zielklarem Wollen, ein Feind voll List und Trug" gegen Gott und seine droben gebliebenen Engel.

Machen wir ein Rollenspiel:

Was würdest du (ja: DU!) als solch ein Dämon da tun?

Gegen Gott selbst eher machtlos wären doch diese Himmels-Engel mein Vernichtungsobjekt erster Wahl, wäre ich ein Dämon! Dass sie fallen können, habe schließlich ich selbst als einst gefallener Engel bewiesen. Ich würde mir einzelne Engel sorgfältig aussuchen, ihren Charakter studieren, sie dem entsprechend in eine Falle locken und dann in aller Ruhe eine gezielt auf ihre schwächsten Charakterzüge abgestimmte Verführungs- oder Vernichtungs-Aktion in die Wege leiten. Selbstverständlich würde ich davor in einem Brainstorming mit erfahreneren und weiseren Dämonen meine geplante Vorgehensweise perfektionieren, sie auch gegebenenfalls im Tier- bzw. Menschen-Versuch vorher ausprobieren. Womöglich ist es auch von großer Funktionalität, den Vernichtungsstreich gegen einen einzelnen Engel im Dämonen-Team auszuführen.

Würde ich mich um Menschen scheren? Bestenfalls würde ich - wie aus christlicher Sichtweise ja bereits geschehen - körperliche oder geistige Viren in die Welt setzen (so mal ne kurze Infektion dieses irdischen Abschaums, dann müsst ich mich nicht weiters um sie kümmern und könnte mich wieder genüsslicheren Dingen widmen). Diese Viren sollten die Menschheit im Selbstverbreitungsmodus verderben, so dass die einst Geliebten dem Gott ein Gräuel werden und er sie eigenhändig verwerfen müsste.

Würde ich mich um einzelne Menschen scheren? Eine solche Erbsenzählerei wäre mir - insbesondere als höherer Dämon - doch nun wirklich zu blöde.

Was - um Hölles Willen - könnten meine Gründe sein, irgend so eine langweilige, brave, katholische Transuse aus irgendeinem dörflichen Nest zu besetzen? Könnte ich als Dämon daran Gefallen haben, mir eben die Allerverklemmtesten auszusuchen, in sie zu fahren und sie dann obszöne Dinge tun zu lassen, damit die ganze Pfaffenheit außenrum steht und erschüttert staunt? (Gibt es eigentlich auch pubertierende Dämonen? ) Da wär es doch viel zweckmäßiger, Regenten und Präsidenten zu besetzen und von dieser Position aus ganze Völker ins Verderben zu schicken. Wenn schon denn schon, nä.

Aus Sicht eines Dämons ist die übliche Art der Besessenheit (von einzelnen Katholiken) eher dysfunktional und unlukrativ.

Vorteils-Frage

Weiterhin sehr aufschlussreich bei der Recherche nach dem Urheber ist die Frage danach, welcher der Beteiligten von der ganzen Angelegenheit den größten Vorteil hat.

der Besessene selbst

Da wäre zuerst einmal der Besessene selbst: Sein großer Vorteil ist, dass er - vormals meist unbedeutend - plötzlich im Mittelpunkt des Interesses einer ganzen Menge Leute steht. Seine Familie und Angehörige machen sich mächtig Sorge um ihn und auch Priester und Ordensleute schenken ihm höchste Aufmerksamkeit. Es wird andauernd nach seinem Befinden gefragt, nach seinen Gefühlen und um jeden kleinen Pipifax, den er ablässt, machen sich wichtige Leute heftigste Gedanken. So geschieht es auch in vielen Besessenheitsfällen, dass die "Dämonen" wieder zurückgekehrt sind und schnell wieder ein großes Theater veranstalten, sobald der Exorzist den Besessenen für befreit hielt und sein Interesse von ihm zurückzog. Ist das nicht sonderbar?

Als sehr befreiend dürfte es zumindest unbewusst von dem Besessenen erlebt werden, aus seiner beengenden Anstandshülle einmal ausbrechen zu dürfen und obszöne Worte und Gesten realisieren zu können, die hohen Autoritäten von Priestern beschimpfen zu dürfen und all jenes Religionsgekramse, das bisher stets über seine Person selbst hochgeheiligt wurde, tief in den Dreck zu treten. Nicht mehr brav und gesittet, wie gefesselt, in der Kirche sitzen müssen, sondern mal nach Herzenslust toben und schlimmste Ausdrücke herumschreien dürfen, den kirchlichen Chefs endlich einmal die Meinung ins Gesicht kotzen können - wem ist danach wohl nicht zumute, zumindest so ab und zu?

dessen Angehörige

Die Angehörigen sind wohl die am meisten Leidtragenden an dem Fall. Sie haben nicht nur die Sorge um den Besessenen, sondern geraten auch in allerlei gesellschaftliche Missgunst.

Priester und Exorzisten

Priester und Exorzist bestreiten u.a. von Besessenheitsfällen ihren Lebensunterhalt! Sie werden genau dafür bezahlt, teuflische Übergriffe zu verhindern oder zu kurieren. Ohne die Teufel wären sie erwerbslos, wären arme Schlucker oder müssten umschulen!

Desweiteren können Exorzisten als Fachleute glänzen, können sich für ihre Bemühungen bewundern lassen, sich als die Retter in der Not fühlen.

So eine Auseinandersetzung mit Dämonen ist auch insofern eine tolle Sache, dass sie ein richtiges, aber für Pfarrers meist ungefährliches Abenteuer darstellt, ein echtes Spiel. Oder ist etwa schon jemals einem Exorzisten irgendetwas passiert?

Im Dialog mit "den Teufeln" erfährt der Priester oft Dinge, die für ihn wirklich interessant sind, wie z.B. Geheimnisse bezüglich des spirituellen Weltgeschehens, der angeblichen Zukunft oder des himmlischen Gerichts, von dem es doch jeden Gläubigen graust. Da ist es doch sehr angenehm, einiges darüber zu erfahren und insbesondere mit einem Wesen zu reden, das es wohl noch um ein Vielfaches schlimmer treffen wird als einen selbst. Gern erzählen "die Teufel" also alle möglichen komischen Dinge, die zwar derb und beleidigend, aber in Pfarrers Ohr nicht wirklich schlecht klingen, z.B. wie "verdammtes" Recht der Pfarrer hat und wie "verflucht" richtig sein Verständnis der heiligen Schrift sei. Auf alle Fälle hat noch kein Teufel einen Pfarrer wirklich in Glaubenskrisen gestürzt, sondern eher die Zweifel an dessen Glaube und Religion zerstreut.

Einen Schwachen besiegen kann jeder. Im Sieg gegen einen Starken liegt wahre Heldentat und Ehre! Ein Gefühl großer Wichtigkeit beschleicht mich in der gedanklichen Rolle eines Exorzisten, von den ach so Starken der Hölle gefürchtet zu sein, von den einstigen Engeln, die um Gottes Thron schwirrten, diese überirdischen Herren über unglaubliche Kräfte und Gewalten, gar Luzifer höchstpersönlich, der an anderer Stelle gegen den Erzengel Michael gekämpft hat, ja, der bekämpft und fürchtet nun MICH, den Exorzisten - bin ich nicht toll? Das schmeichelt einem schon sehr, nicht wahr...?

Wie ein Psychogramm der Theologen lesen sich diesbezüglich auch die angeblichen Gründe, warum Gott die Besessenheit zulässt:

Teufel und Dämonen

Dann wären da die (angeblichen) Teufel selbst. Sie spielen in der Geschichte meistens die Loser-Rolle. Eine gute Weile dürfen sie sich zwar ordentlich austoben, dann vertreibt sie der Exorzist meist schändlich und fürchterlich und verwirft sie in noch schlimmere Höllen als sie vor der Besessenheit bewohnen mussten. In manchen Fällen stirbt gar der Besessene, was auch nicht im Sinn der Teufel sein kann, denn der Tod eines Menschen ist auch auf wesentlich billigere Weise zu erreichen. Auch die Qualen, die der Besessene erleidet, sind mit anderen Mitteln, z.B. Krankheiten, einfacher zu bewerkstelligen. Die Schlechtigkeiten, die der Besessene während der Besessenheit begeht, fallen unter den §20/21 StGB und dürften auch vor dem himmlischen Gericht nicht dem Besessenen angerechnet werden, der ja nicht aus eigenem Antrieb und meist nicht einmal mit Wissen handelt. Ansonsten werden die Teufel gezwungen, ihre Geheimnisse auszuplaudern, werden durch Christlichkeiten gequält, müssen allerlei Katholenschwachsinn über sich ergehen lassen bis es ihnen endlich zu viel wird und sie den Besessenen verlassen. Sollte man etwa an so etwas als Teufel Interesse haben?

Gott und seine Engel

Schließlich wäre hier auch noch Gott (und seine Engel), von dem ja vielfach christlicherseits behauptet wird, dass er beim Exorzismus durch seine Macht oder Gnade verherrlicht werden würde. Nur: So herrlich erscheint er mir nun nicht, denn oft verläuft der Exorzismus nach Jahren noch immer nicht zugunsten des Guten. Außerdem dürfte Gott nun wirklich auch ganz andere Möglichkeiten haben, sich zu verherrlichen. So lesen wir auch in der Bibel von allerlei Völkerschlachten, Staatskriegen, Naturkatastrophen und Angelegenheiten der wirklich größeren Ordnung, wodurch sich Gott im Allgemeinen verherrlicht - nicht eben durch irgendeine unbekannte Bauernpomeranze, deren Besessenheits-Geschichte auch noch im Verborgenen abläuft, sofern nicht tödliche Unfälle die Staatsanwaltschaft und die Presse auf den Plan ruft.

Nun, auch die Vorteilsrecherche beweist als Inszenatoren mit Abstand an der Spitze die Priesterschaft, gefolgt durch die Besessene selbst. Nicht Teufel oder Gott, sondern Exorzist und Besessener sind diejenigen, die sich zu ihrem eigenen (unbewussten) Vorteil gegenseitig die Bälle zuschustern.



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